Bergtee-Zeit im Großen Walsertal
Von Kräutern und Gemeinschaft: Ein Nachmittag voller Geschmack und Tradition
„Es ist kein Projekt, es ist eine Geschichte.“ Mit diesen Worten empfing uns Elisabeth Burtscher an einem regnerischen Donnerstagnachmittag im biosphärenpark.haus. Als jemand, die leidenschaftlich gerne Tee trinkt und sich für Kräuter interessiert, jedoch zu wenig Wissen hat, war ich neugierig auf die Bergtee-Zeit im Großen Walsertal.
Kürzlich hatte ich von diesem Projekt gehört und mich spontan zu dieser Veranstaltung angemeldet. Dort sollte Wissenswertes über das Sammeln, Trocknen und Mischen der Kräuter vermittelt werden und Teilnehmende dürfen sogar eine persönliche Mischung kreieren.
Elisabeth, eine gebürtige Walsertalerin, begrüßte uns, eine lange Tafel mit vielen verschiedenen getrockneten Kräutern war bereits vorbereitet. Sie erzählte uns von der Entstehungsgeschichte des Projekts und was ihr Sohn damit zu tun hatte. Besonders spannend waren die Geschichten aus den „Tee-Plaudereien“, Treffen mit älteren Talbewohnerinnen, die ihr Wissen über Kräuter und Tees bereitwillig teilten. Es war inspirierend zu hören, wie dieses bedeutende Wissen generationenübergreifend weitergegeben wird.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass Kräuter idealerweise bei Vollmond zu pflücken sind, um ihren vollen Geschmack zu entfalten? Dieses und weitere Geheimnisse wurden von den Kräuterfrauen sogar in einem Buch festgehalten. Zudem gibt es eine Zusammenarbeit mit einer lokalen Keramikerin, die individuell gestaltete Teeschalen und Aufbewahrungsboxen fertigt.
Die Regel, genau sieben Kräuter zu mischen, wurde uns ebenfalls nahegebracht. Diese Zahl, mystisch und symbolträchtig, verspricht eine ausgewogene Mischung, ohne dass ein Kraut dominiert. Mein persönliches Highlight war das Mischen unserer eigenen Tees. Jede Person erhielt eine Schüssel und ein Etikett, um die Zutaten der Mischung festzuhalten. Anfangs zögerlich, wählte ich bald mutig meine sieben Kräuter – einige kannte ich bereits, andere wählte ich nach Farbe und Intuition.
Zum Abschluss des Nachmittags erhielten wir ein ganz besonderes Geschenk: den „Karfreitagstee“. Dieser Tee, traditionell am Karfreitag gemischt, gilt als universelles Heilmittel. Da man diesen Tee nicht verkaufen sollte, wird er als Zeichen der Wertschätzung und Gastfreundschaft an die Teilnehmenden verschenkt. Es war ein bereichernder Tag, der nicht nur mein Wissen erweiterte, sondern auch die Bedeutung von Gemeinschaft und Tradition im Biosphärenpark Großes Walsertal unterstrich. Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt Elisabeth Burtscher und das Bergtee-Zeit Team besuchen. Ein Erlebnis, das verbindet und bereichert.